Louise Jacobs:
Fräulein Jacobs funktioniert nicht.
Als ich aufhörte, gut zu sein.
Nach außen hin hat sie die besten Startvoraussetzungen, die kleine Louise, die in die berühmte Kaffeefamilie hinein-geboren wird. Doch ihre unbeschwerte Kindheit nimmt ein jähes und frühes Ende mit Beginn der Schulzeit. Denn dort stellt sich heraus, dass sie an einer Lese- und Rechen-schwäche leidet und sie wohl nie den für sie geplanten Lebensweg nehmen wird. Die Stadt Zürich, in der sie aufwächst, wird für sie zum Symbol für Enge und Zwang, während die Schweizer Berge und vor allem Vermont in den USA für sie zum Inbegriff der Freiheit werden. Ebenso wie ihr Wunsch ein Junge zu sein ("Der Junge war für mich der Inbegriff von Stärke und Freiheit") und der alles bestimmende Traum vom Cowboyleben.
In ihrer Lebensgeschichte erzählt Louise Jacobs von ihrem Ringen um ein eigenverant-wortliches Leben und ihrem Neubeginn in Vermont. Getreu dem Motto "Ein Tag, an dem
ich mehr Elche als Menschen sehe, ist für mich ein perfekter Tag."
Louise Jacobs schreibt direkt und schnörkellos - und daher umso nachdrücklicher. Die Schilderungen der Demütigungen und endlosen Nachhilfestunden in der Schulzeit oder ihrer Gefühle auf der Familienfarm in Vermont - nur allzu gut sind sie nachzuempfinden. Eine Lebensgeschichte, die berührt und zeigt, dass Vermögen und gesellschaftliches Ansehen nicht automatisch glücklich machen und außerdem zum Nachdenken anregt, welche Werte in unserer heutigen Gesellschaft eigentlich entscheidend sind. Rundum lesenwert.
Louise Jacobs: Fräulein Jacobs funktioniert nicht. Als ich aufhörte, gut zu sein. Knaur. München 2013. EUR 19,99.
kw